Robin Beer schrieb:
Es funktioniert auch alles gut, allerdings bin ich jetzt auf ein Problem gestoßen:
Ich arbeite mit den Optionsscheinlisten und versuche für die einzelnen Optionsscheine den Geld- und Briefkurs abzurufen. Allerdings ensprechen die Werte, die ich für die Variablen Brief bzw. Geld bekomme, nicht denen die in der Tai-Pan Software angezeigt bekomme.
Nutze ich die falschen Werte oder liegt das an der API?
Das ist relativ einfach erklärt.
Sie wissen nie, was Börsen oder Datenanbieter in ihren Datenstrom einfließen lassen.
Dazu muss man den Unterschied zwischen sog. (Kurs-)Indikationen und handelbaren bzw. gehandelten Kursen kennen.
Auf handelbare Kurse bzw. auf gehandelte Kurse kann man tatsächlich Aktien oder Derivate kaufen oder verkaufen.
Bei Indikationen stellt der Börsenhändler lediglich Kursorientierungen, auf die nicht zwangsläufig gehandelt werden kann. In der Regel kann hier nicht gehandelt werden. Diese Kurse fließen sehr häufig nicht in den Datenstrom ein.
Ein kurzer Vergleich mit Immobilien, um den Unterschied zwischen "handelbaren Preis" und "Indikation" zu verdeutlichen: Oft werden Immobilien zu sehr hohen Preisen angeboten. Verkauft werden sie dann häufig aber mit einem deutlichen Abschlag. Der tatsächliche Verkaufspreis entspricht hier dem "handelbaren Preis". Der Preis, der im Immobilienangebot angegeben wird, entspricht der Indikation. Die Indikation interessiert keinen Menschen, aber der gehandelte Preis. Der fließt bspw. in die diversen Statistiken mit ein, aber nie der Angebotspreis. Genauso verhält es sich hier bei den Börsenpreisen.
Sie sehen das häufig an der Börse, wenn sie in weniger liquiden Titeln oder auch an vielen Optionskontrakten an der EUREX einen Kurs eingeben, der genau beim Kauf dem Briefkurs entspricht bzw. beim Verkaufsauftrag genau dem Geldkurs entspricht, dass dann plötzlich ein anderer Kurs, der zu ihren Ungunsten entsteht, vom Händler gestellt wird. Es wäre unsinnig, alle Indikationen in einen Datenstrom mit einfließen zu lassen.
Warum entstehen solche Diskrepanzen?
Versetzen Sie sich einfach einmal in die Lage des Börsenhändlers?
Einmal kann es passieren, dass schlicht in einem Wertpapier kein Handel statt findet.
Dann kann es passieren, dass zu wenig Material verfügbar ist. Weitere Möglichkeit wäre, dass eine Seite zu sehr bevorzugt wird - bspw. die Briefseite und halbwegs faire Kurse gestellt werden sollen. Etc. etc.
Auch wenn die ganzen Optionsscheinemittenten immer behaupten, enge und faire Kurse zu stellen - das stimmt in der Praxis nicht immer.
Wenn Sie sich mit Optionsscheinen oder Optionen beschäftigen, kann ich Ihnen nur raten,sich mit den Optionskennzahlen zu beschäftigen!
Ich handel relativ viele Optionen an den US-Terminbörsen. Nachdem ich mir den dazugehörigen Chart des Underlyings angesehen habe, weiß ich relativ schnell, welche Optionen mit welchem Strike und welcher Laufzeit wieviel kosten darf. Am Chartbild können sie die historische Volatilität in etwa abmessen. Anhand der Nachrichtenlage können Sie die impliziete Volatilität grob abschätzen. Dazu gehört natürlich viel Übung.
Wenn Sie - so wie ich - an einem Handelstag in den USA ca. 10 verschiedene Underlyings für mögliche Optionsscheingeschäfte entdecken, dann haben Sie mit Optionsschienlisten einen ungeheueren Aufwand. Wissen Sie aber, worauf Sie achten müssen und haben ein Handelsgefühl für Optionen entwickelt, dann wissen Sie innerhalb von Sekunden:
1. Welche Optionskontrakte kommen überhaupt in Frage?
2. Was dürfen diese Optionskontrakte überhaupt kosten?
3. Kommen diese Optionskontrakte für eine sinnvolle Spekulation überhaupt in Betracht?
Und wenn Sie sich dann für eine Spekulation entscheiden, dann folgt das allseits bekannte Lotteriespiel: Bekomme ich die Optionskontrakte tatsächlich zu dem von mir eingegebenen Preis.
Das ist reine Übungssache, aber alle guten Optionshändler, die ich kenne, können den fairen Preis einer Option halbwegs abschätzen. Anders sieht es aus, wenn Sie kompliziertere Optionsstrategien fahren, davon sprechen wir aber gerade nicht.
Da Sie sich hier auf Daten von Datenlieferanten beziehen, kann ich Ihnen nur zu der von mir gerade beschriebene Variante raten. Sie wissen nie, inwieweit die Daten von Underlying und Option zeitlich voneinander abweichen. Ist der Kurs in Ihrer Optionsscheinliste bereits eine Stunde alt und das Underlying hat sich nur etwas bewegt, können Sie den Kurs in Ihrer Optionsscheinliste schon vergessen, da er nicht mehr aktuell ist.
Hoffe hier geholfen zu haben.