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Der Niedergang der deutschen Solarbranche Optionen
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Thursday, March 22, 2012 1:19:05 AM
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Tai-Pan End-of-Day
Der Niedergang der Solarbranche – das nächste Opfer heißt solarhybrid


„Die Zukunftsbranche“ – „ungeahnte Wachstumspotenziale“ - „steuerliche Förderung“ - alles Zauberworte, die meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber nicht, weil ich in diese Werte investieren möchte, sondern da sich hier oft Blasen aufbauen. Auf fallende Kurse von überbewerteten Aktien zu setzen, ist eine lukrative, wenn auch nicht ungefährliche Möglichkeit Geld an der Börse zu verdienen.
Alle Jahre wieder kann man da nur sagen. Ob es der Neue Markt war, die Internetblase war, oder jetzt die Solarbranche. Viele dieser Werte werden mit großem Tamtam an die Börse gebracht. Es werden dann große Hoffnungen und Erwartungen geschürt und es gibt immer wieder eine dankbare Anlegerschar, die solche Werte kauft.

Nach Solon und Solar Millennium geht mit solarhybrid der dritte börsennotierte Solarwert innerhalb eines halben Jahres in die Insolvenz. Und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es nicht der letzte Wert dieser Branche bleibt, den in den nächsten Wochen und Monaten dieses Schicksal ereilt.
Dabei ist es gar nicht einmal so schwer, sich über die Werthaltigkeit eines Unternehmens einen Überblick zu verschaffen. Ein Blick in die Bilanz von Solar Millennium gab darüber Aufschluss, dass dieses Unternehmen keine Bankverbindlichkeiten hatte und sich ausschließlich über Anleihen finanzierte. Man sollte sich hier die Frage stellen, warum keine Bankverbindlichkeiten bestehen. Sind bzw. waren die Banken nicht bereit, Finanzierungen zur Verfügung zu stellen? Banken sind immer bereit Darlehen zu gewähren, solange man ein werthaltiges Geschäftsmodell sieht.

Ein weiterer Anhaltspunkt: Es wurden ständig neue Projekte begonnen und der ständige Kapitalbedarf damit begründet. Sieht man sich die Umsatzrelationen zu Aufwendungen und Kapitalbedarf an, dann muss irgendwann klar sein, dass hier etwas nicht stimmt. Bei den Bilanzrelationen wirkt der Umsatz von 73 Mio.EUR in 2009/2010 nach 159 Mio EUR in 2008/2009 lächerlich, insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieses Unternehmen länger als 12 Jahre existierte. Das Management muss sich einfach fragen lassen, was man in diesen ganzen Jahren getrieben hat. Es wurden weder deutliche Umsatzzuwächse erwirtschaftet, von einem Gewinn ganz zu schweigen.

Sieht man sich die Bilanz von solarhybrid an, ähneln sich die beiden Bilanzen in ihrer Struktur. Eine Insolvenz von solarhybrid war für mich nur eine Frage der Zeit.

Neben den beiden genannten Solarunternehmen gibt es aber auch sehr solide Unternehmen, wie eine SMA. Doch SMA konnte mit seinen Produkten eine Nische füllen, die inzwischen von anderen Wettbewerbern – u. a. der deutschen Robert Bosch GmbH – angegriffen wird. Auch SMA wird zukünftig ums Überleben kämpfen, was steigende Aktienkurse eher unwahrscheinlich macht. Ähnliches trifft auf Solarworld zu – ein bodenständiges Geschäftsmodell, welches aber relativ einfach nachzuahmen ist und sich zunehmenden Konkurrenzdruck erwehren muss.

An einem Chart aus Tai-Pan möchte ich kurz darstellen, wann ich in einen solchen Wert einsteige. Ich will dies kurz an „Phoenix Solar“ darstellen. Sie werden feststellen, dass Solar Millennium oder Solarhybrid ein ähnliches chartverhalten darstellten.

Die Aktie bildete im Sommer 2008 Höchstkurse knapp über 50 EUR. Nach einem massiven Kurseinbruch im Herbst 2008 bis unter 20 EUR konnte sich die Aktie wieder erholen bis auf etwa 42 EUR. Kurzzeitig konnte die Aktie das Niveau von 42 EUR überwinden, fiel aber dann deutlich und baute seit diesem Zeitpunkt dann einen Abwärtstrend auf.

Im folgenden Tageschart sehen Sie die langfristig abwärts gerichtete Widerstandslinie. Ab Mitte November bildete sich eine aufwärts gerichtete Widerstandslinie auf, die im Laufe der Zeit zu einem Rechteck wurde. Diese Chartformationen sind meist Trendbestätigungsformationen, die in diesem Fall einen Ausbruch nach unten wahrscheinlich werden lassen. Mitte März kommt es dann zu einem massiven Sell-Off – ein Anzeichen, dass es zu einem Kurseinbruch kommen wird. Mitte April durchbricht die Aktie dann ohne großes Aufsehen die Unterstützungslinie. Anschließend kommt es zu einer kurzen Kurserholung – sog. Pullback – der den Kurs nochmals an die Unterstützungslinie heran führt. Einige Tage nach dem Pullback durchbricht der Aktienkurs unter hohen Umsätzen mit einem starken Tagesverlust die nächste Unterstützungslinie und bildet ein neues 12-Monats-Tief – der finale Durchbruch des Aktienkurses. Ab diesem Zeitpunkt weiß ich, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig liege.



Meine Taktik besteht in solchen Fällen darin, zunächst beim Pullback mit ersten Positionen einzusteigen. Beim finalen Durchbruch stocke ich meine Positionen massiv auf. Anschließend wird pyramidisiert nach einem Plan, den ich mir bereits vorher aufgesetzt habe. Wichtig ist, sich an diese Pläne zu halten. Stops werden ständig nachgezogen und orientieren sich nicht nur am Chart, sondern auch an Fundamentaldaten. Oft werden in solchen Fällen Fundamentaldaten veröffentlicht, die sich positiv auf den Aktienkurs auswirken, im Grunde aber negativ sind. Das klingt zunächst widersprüchlich, ist es aber nicht. Ein Beispiel kann die Äußerung eines Managers: „Wir befinden uns aktuell in einer schwierigen Phase. Nächstes Jahr werden wir sicher Gewinne erzielen!“ Beruhigungspille nenne ich das und wenn demjenigen nicht mehr einfällt und er dies nicht nachhaltig begründen kann, dann ist das ein Indiz dafür, das hier einiges nicht stimmen kann.

Ein Problem bei marktengen Werten wie Phoenix Solar sind die Aktienumsätze. Hier ist Tai-Pan eine wertvolle Hilfe für mich. Viele Werte grenze ich daher von vornherein aus, weil sie nicht liquide genug sind. Wenn Sie sehen, dass hier am Tag im Durchschnitt 40.000 Aktien gehandelt wurden, werden sie Mühe haben, bei einer Gegenbewegung 2000 Aktien zu verkaufen, ohne den Kurs für eine kurze Periode maßgeblich zu beeinflussen. Das sog. „Festhängen“ kann dann zum echten Problem werden.

Ich werde oft gefragt, warum ich keine Optionsscheine oder Zertifikate handle. Weil hier das „Festhängen“ in einer Position einen massiven Verlust bedeuten kann. Anders sieht das bei Optionen an den Terminbörsen aus. Hier bin ich nicht auf Gedeih und Verderb den Launen eines Emittenten ausgesetzt, sondern kann davon ausgehen, dass ich jederzeit zu marktgerechten Preisen aus einer Position aussteigen kann. Bei vielen meiner Positionen verwende ich den Einsatz von Optionen. Bei Phoenix Solar ist das nicht möglich.

Wilhelm Zacher
Geschrieben: Thursday, March 22, 2012 6:06:52 PM
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Tai-Pan End-of-Day


Nochmal der Chart Smile/
DownUp
Geschrieben: Sunday, April 22, 2012 8:10:17 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Hallo Boersenmann,

danke für das Solarwerte Beispiel. Ich hätte hierzu folgende Fragen die möglicherweise auch andere Tai-Pan Anwender interessieren könnten:

1. gehen Sie nur mit Eurex Optionen short oder auch mit Futures, Minifutures oder CFD's?
2. wie gingen Sie bei Phoenix short, nachdem es dort keine Eurex Optionen gab?
3. welches spezielle Konto mussten Sie bei Ihrem Broker einrichten, um Short Geschäfte tätigen zu können?
4. mussten Sie Sicherheiten stellen?
5. können Ihre Short-Strategien vom Tai-Pan Normalanwender nachgeahmt werden?
raten Sie ihm an zuvor Seminare für Eurex-Short-Geschäfte zu besuchen?
6. überwachen Sie Ihre Short-Positionen mit Tai-Pan oder speziellen Instrumenten Ihres Brokers?

Liebe Grüsse
DownUp Bär




Wilhelm Zacher
Geschrieben: Sunday, April 22, 2012 9:06:54 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Hallo DownUp,

Achtung mit den Termini!

Wenn Sie short gehen, dann verkaufen Sie ein Instrument – egal, ob Aktie, Future oder eine Option.
Wenn Sie „in einer Aktie short sind“, dann haben Sie diese Aktie leer verkauft. Wenn Sie eine Aktie gekauft haben, dann sind Sie in dieser Aktie „long“. Ebenso verhält es sich bspw. bei Futures. Sie spekulieren also wenn Sie „short in der Aktie sind“ auf fallende Kurse der Aktie.
Nun aber Vorsicht! Es gibt bei Optionen Calls und Puts. Wenn Sie einen Optionsschein kaufen – egal, ob einen Call (für steigende Kurse) oder einen Put (für fallende Kurse) sind Sie long, da Sie ja das Instrument gekauft haben. Der Optionsscheinemittent dagegen ist Short in dem Instrument, da er Ihnen ja das Recht einräumt, eine Aktie oder sonst was zu einem bestimmten Preis zu verkaufen (Call) oder eine Aktie zu einem vereinbarten Preis (Put) abzunehmen.

Wenn ich short gehe – sog. Leerverkäufe – dann meist mit Aktien. Leerverkäufe sind nicht ungefährlich und ich muss schon sehr überzeugt sein, dass die Aktie massiv überbewertet ist. Es lauern dort immense Gefahren – bspw. ein Übernahmeangebot der Aktie zum doppelten Wert nach Börsenschluss. Sie haben dann keine Möglichkeit zu reagieren. Auch während der Handelszeit, werden die Werte dann ausgesetzt. Also generell: Leerverkäufe und auch Futures sind nur etwas für sehr erfahrene Anleger, auch wenn die Finanzindustrie versucht, der breiten Masse etwas anderes zu suggerieren.
Futures handle ich in bestimmten Marktsituationen, das kommt aber relativ selten vor. CFDs handle ich generell nicht.

Bei Phoenix habe ich die Aktien geshortet. Das waren nicht allzu viele, da der Markt dort sehr eng ist. Ein generelles Problem am deutschen Markt – die Marktenge.

Bei meinem Broker muss ich kein spezielles Konto einrichten. Hier gebe ich einfach ein: „Verkaufe 100 Phoenix Solar -Aktien – market“. Das war es dort. Anschließend zeigt er Ihnen auf dem Margin-Konto an, welche Margin er aktuell auf Ihren Gesamtbestand anrechnet. Die Höhe der Margin (=Sicherheit) ist oft von Aktie zu Aktie verschieden. Die Höhe der Margin können Sie beim Broker einsehen. Ein viel größeres Problem ist aber, dass bei einem Fallen der Kurse plötzlich immer weniger Aktien zum Shorten zur Verfügung stehen und der Broker Sie zwingt, die Aktien einzudecken.

Meine Short-Strategien können vom Tai-Pan-Normalanwender nachgeahmt werden. Es ist aber wie mit allem: Sie können sich in ein Auto rein setzen und los fahren. Die Kunst besteht aber darin, dass Auto sicher zu steuern und das Auto wieder zum Stehen zu bekommen. Das können Sie nur durch viel Erfahrung lernen.

Seminare sind sehr oft Verkaufsseminare. Wenn Sie beispielweise Seminare bei einem Broker besuchen, wird sich der Broker nur auf die Möglichkeiten beschränken, die er selber auch anbietet. Gute Seminare sind in der Regel teuer.

Lernen Sie doch erst einmal erfolgreich mit Aktien zu spekulieren. Wenn Sie dies erreicht haben, dann können Sie später Ihr Wissen um Optionen erweitern. Optionen sind grundsätzlich der schwierigste Teil im Anlagegeschäft. Sie machen doch auch keinen Flugschein auf einer Cesna und fliegen denn sofort einen vollbesetzten Jumbo der Lufthansa.

Meine Short-Positionen überwache ich meist händisch. D. h. ich setze selten Stopps – außer beim Position-Trading, dort sind Sopps fast unerläßlich. Bei meinen langlaufenden Positionen sehe ich mir die Kurse manchmal auch nur einmal am Tag an, wenn sie gut im Gewinn liegen. Wenn die Positionen frisch sind, dann achte ich auf das Marktverhalten. Da sieht man oft sehr viel, auch noch nach Feierabend. Man muss nicht die ganze Zeit vor dem PC dazu sitzen. Das verwirrt oft mehr, als es zum Erfolg beiträgt.

Die Charts von Tai-Pan sind für mich eine wertvolle Hilfe, Trends aufzuspüren. Während ich eine Position halte, sind für mich die wichtigsten Informationen: Welche Nachrichten gibt es, wie verhält sich der Kurs – dies mache ich meist mit Tai-Pan.
DownUp
Geschrieben: Wednesday, April 25, 2012 11:26:11 AM
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Tai-Pan End-of-Day
Hallo Boersenmann,

vermutlich sind Sie der einzige Tai-Pan Anwender der Erfahrung in Leerverkäufen hat.

Bei comdirect, DAB, Consors, DiBa ist mir nicht bekannt, dass ich dort Leerverkäufe tätigen könnte. Ist Ihr Broker eine der grossen Banken wie die Deutsche Bank?

Von wo kommen die Aktien, welche Sie leer verkauften? Haben Sie sich diese ausgeliehen? Von wem haben Sie sich diese ausgeliehen, wie haben sie den Ausleiher gefunden und wie viel bezahlen Sie für die Aktienausleihe?

Ist es der Fall, dass sich Ihr Broker um die Aktienausleihe kümmert, ( das heisst der Broker führt die Ausleihe der Aktien in seinen eigenen Büchern ) welche Gebühren müssen Sie dann dem Broker für diese Dienstleistung bezahlen?

Angenommen, Sie haben am 01.05.2010 ein Solarfirma X leer verkauft. Am 05.06.2010 bezahlt Solarfirma X eine Dividende von 1€. Diese Dividende erhält jetzt der Käufer der Solarfirma Aktie. Zugleich erhebt aber auch die Person Z, von welcher Sie sich die Aktien ausgeliehen haben, Anspruch auf die Dividende. Was passiert jetzt? Bezahlen Sie an den Ausleiher der Aktie, Herrn Z, eine "Ersatzdividende"?

Wie schützen Sie sich vor dem Fall eines Übernahmeangebotes. Kaufen sie von einem Dienstleisters einen Recherchen-Brief, in welchem Informationen zu Übernahmeaktivitäten veröffentlicht werden?

Sie führen aus, dass der Broker Sie "zwingen" könne, die leerverkauften Aktien einzudecken. Bedeutet dies, dass Sie einen Vertrag mit dem Broker gezeichnet haben, wonach der Broker das jederzeitige Recht hat, von Ihnen die Rückgabe der Aktien zu verlangen?

Bedeutet dies, dass der Broker darüber entscheidet, zu welchem Zeitpunkt Sie Ihr Leerverkaufsgeschäft beenden müssen?

Ich vermute, dass die meisten Tai-Pan Anwender Long-Geschäfte tätigen. Informationen, wie Leerverkäufe praktisch umgesetzt werden, dürften für Viele sehr interessant sein.

Liebe Grüsse
DownUp Bär






Wilhelm Zacher
Geschrieben: Wednesday, April 25, 2012 12:43:45 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Hallo DownUp,

ich gehe davon aus, dass ich nicht der einzige Tai-Pan-Anwender bin, der Leerverkäufe tätigt.

Um Leerverkäufe tätigen zu können, benötigen Sie den richtigen Broker. Ich will hier keine Werbung machen, aber die deutschen Discount-Broker, die Sie erwähnt haben, sind für den Normalverbraucher geeignet. Solange Sie dort nicht als „Heavy-Trader“ oder sonst irgendeiner Bezeichnung unterliegen, können Sie entweder gar keine Leerverkäufe tätigen oder nur sehr eingeschränkt.

Ich persönlich handle seit mehr als zehn Jahren bei Interactive Brokers – kurz als „IB“ bezeichnet. Das ist meines Wissens weltweit der größte Discount-Broker. Hier können Sie bereits ab 5.000,-- EUR ein Depot unterhalten. Hier steht Ihnen dann die ganze weite Börsenwelt mit allem Drum und Dran zur Verfügung – zu sehr günstigen Preisen. Erschrecken Sie bitte nicht über die Vielfalt von IB. Diese wird Sie zunächst erschlagen!

Aber denken Sie daran: Immer alles einfach halten. Sie wollen Geld an der Börse verdienen und nicht alle Aktien im Datenpool von Tai-Pan kennen oder alle Algorithmen von IB kennen, mit denen Sie handeln wollen.

An der Börse gibt es grundsätzlich sog. Handelsusancen. Die sollte man kennen, bevor man an der Börse Geschäfte tätigt. Das ist wie mit dem Straßenverkehr. Im Straßenverkehr fragt Sie hinterher auch niemand, ob Sie die Regeln vorher gewußt oder nicht gewußt haben. Wenn Sie einen Unfall verursacht haben, dann wird als erstes nur gefragt: Wer hat gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen? Hat hier jemand – auch aus Unkenntnis – grob dagegen verstoßen, dann ist das Urteil so gut wie gefallen. Genauso verhält es sich an der Börse – hier gelten Regeln!

Leerverkäufe unterliegen bestimmten Handelsusancen und die sollte man unbedingt kennen, bevor man Leerverkäufe tätigt. Ich kann auch nur jedem Ungeübten und insbesondere Neulingen an der Börse den Rat geben: Leerverkäufe sind sehr gefährlich! Neulinge und Leute mit wenig Börsenerfahrung sollten unbedingt die Hände von Leerverkäufen lassen!

Leerverkäufe erfolgen in der Regel folgendermaßen: Der Broker hat einen bestimmten Bestand an Aktien, die Kunden des Brokers gekauft haben. Diese Aktien bietet der Broker – sofern kein Leerverkaufsverbot oder andere Restriktionen bestehen – seinen Kunden zum Leerverkauf an. IB ist hier sehr transparent und zeigt für jede Aktie an, wie viele Stück man sich hier ausleihen kann. Das sind dann sogenannte „gedeckte Leerverkäufe“. Wenn der Aktienbestand des Brokers durch Leerverkäufe aufgebraucht ist, dann sind keine Leerverkäufe mehr möglich. Sobald dann beim Broker auf seinen Bestand in einer Aktie ein Überhang an leerverkauften Aktien droht, fordert er Leerverkäufer zur Eindeckung der leerverkauften Aktien auf. Das ist das Recht des Brokers.

Vor einem Übernahmeangebot können sie sich ebenso wenig schützen, wie vor der Aufforderung zur Eindeckung ihrer Aktien. Ob ein Übernahmeangebot kommt oder kommen kann, ist reine subjektive Spekulation. Hierzu würde ich nie die teure Dienstleistung eines Anbieters in Anspruch nehmen. Das ist raus geschmissenes Geld.

Vielleicht noch ein praktisches Beispiel eines Short-Verkaufs:
Der DAX ist meiner Meinung nach aktuell an einem Scheideweg. Hierzu will ich in den nächsten Tagen noch etwas schreiben. Die Chancen für eine technische Korrektur stehen nicht schlecht. Heute Mittag steht der DAX mit einem Plus von 80 Punkten im Plus. Zwei DAX-Werte, die ich in den letzten Monaten immer wieder geshortet habe, haben fundamental gesehen, massive Probleme. Diese Probleme können diese Unternehmen – hauptsächlich branchenbedingt -nicht so schnell lösen. Beide Unternehmen sind in unterschiedlichen Branchen tätig. Nachdem sich diese Werte in der Aufwärtsbewegung des DAX erholt haben, neigen beide Werte erneut zur Schwäche.

Einer der angesprochenen Werte hat eine Widerstandslinie nach unten durchbrochen. Diesen Wert habe ich heute mit einer Anfangsposition leer verkauft. Dazu gebe ich beim Broker lediglich ein: „Sell 200 Stück – XY-Aktie – Market-Order“. Die Spesen für die Wertpapierleihe sind aufgrund des niedrigen Zinsniveaus relativ gering. Anschließend zeigt mir mein Depotstand an: „minus 200 Stück – XY-Aktien“.
Wichtig ist hierbei mein Plan für die weitere Vorgehensweise. Geht der Kurs über ein bestimmtes Kursniveau, dann wird die Aktie sofort eingedeckt, ohne Wenn und Aber. Dann realisiere ich einen Kursverlust. Geht der Zug in die richtige Richtung, dann stocke ich zu bestimmten Zeitpunkten meine Position weiter auf.

Ich hoffe, Ihnen mit den dargestellten Ausführungen weiter geholfen zu haben.

Die dargestellte Strategie wird von mir ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen! Jeder Investor oder Trader ist für sein Handeln selbst verantwortlich und muss sein Handeln und seine Risikobereitschaft nach seinen Kenntnissen selbst einschätzen können!

Gruß
Boersenmann
DownUp
Geschrieben: Friday, April 27, 2012 11:57:49 AM
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Tai-Pan End-of-Day
Hallo Boersenmann,

ich danke Ihnen für Ihre Warnung hinsichtlich der Gefahren bei Leerverkäufen sowie Ihren Informationen zur praktischen Umsetzung. Diese Informationen waren sehr aufschlussreich. Frägt sich ob es eine "rule of thumb" gibt, ab welchem Ereignis oder Zeitablauf der Leerverkäufer mit einer Rückforderung der leerverkauften Titel durch den Broker rechnen muss. Vielleicht könnten sich andere leerverkaufserfahrene Forenmitglieder hier noch zu Wort melden.

Liebe Grüsse Bär
DownUp


Wilhelm Zacher
Geschrieben: Friday, April 27, 2012 12:18:53 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Die Gefahren bei Leerverkäufen konnten Sie gestern sehr schön bei Ankündigung des Übernahmeangebots bei Rhön-Klinikum durch die Fresenius-Tochter Helios verfolgen.

Nehmen wir einmal an, Sie hätten 1000 Stück Rhön-Klinikum bei 15 EUR leer verkauft. Gestern schoss Rhön-Klinikum ohne jegliche Vorankündigung auf über 21 EUR. Das sind ca. 6 EUR Verlust pro Aktie - macht bei 1000 Stück einen Verlust von 6000 EUR.

An diesem Beispiel wird noch eine andere Sache deutlich: Das oft vergebliche Setzen von Stopps. Wenn Sie bspw. einen Stopp bei 16 EUR gesetzt hätten, dann wären Sie bei 21 EUR oder höher ausgestoppt worden. Ein Stopp hätte hier wenig zur Verlustbegrenzung beigetragen.
Uwe Michalowski
Geschrieben: Sunday, May 27, 2012 9:57:22 PM
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Halo,

Eine Ergänzung zu der vorstehenden Diskussion. Bei Cortal Consors sind Leerverkäufe direkt möglich, bei den jeweiligen Wertpapieren wird ein entsprechender Hinweis auf diese Möglichkeit gegeben. Voraussetzungen sind:

- Zulassung zum Handel in Finanztermingeschäften; hierzu ist eine Erklärung in einem entsprechenden Formular abzugeben

- Zulassung zur Durchführung von Leerverkäufen, auch hierzu entsprechendes Formular ausfüllen

- Nutzung einer entsprechenden Tradingplattform von Cortal Consors, normale Version kostenlos, Premium ist kostenpflichtig


Ich kann auch nur nur jedem anraten, genau zu wissen, was man tut. Wer das "Üben" will, kann ja mal ein Demokonto bei einem CFD-Broker aufmachen.

Die praktische Umsetzung ist auch mit entsprechenden Optionsscheinen oder (Knock-Out)-Zertifikaten möglich. Dies setzt eine entsprechende Risikoklasse voraus (wie Leerverkäufe). Auch hier sollte jeder sich über die finanztechnische Konstruktion klar sein (Knock-Out-Schwelle etc.) absolut klar sein. Das Risiko ist recht gut steuerbar, bei Optionsscheinen kommt bekanntermassen allerdings die Entwicklung der Volatilität erschwerend hinzu, die derzeit nur schwer vorhersehbar ist. Wichtig: das Risiko ist auf den jeweiligen Kaufbetrag der Papiere begrenzt, eine Nachschusspflicht besteht nicht. Ohne striktes Risiko- und Moneymanagement, insbesondere strikte Beachtung von Stop-Loss, sollte man das Thema gar nicht angehen.


Viele Grüsse aus Bochum

Uwe Michalowski

Mit freundlichen Grüssen

Uwe Michalowski
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Monday, May 28, 2012 7:59:15 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Hallo Herr Michalowski,

Consors ist hier nicht geeignet. Für jede Position, die Sie hier neu eingehen berechnet Ihnen Consors 40,-- EUR. D. h. wenn Sie hier tatsächlich 500 Stück shorten und der Reihe nach 200 Stück – dann 100 Stück und dann nochmals 200 Stück leer verkaufen, dann berechnet Ihnen Consors 3mal 40 EUR – macht zusammen 120 EUR – und das ist einfach viel zu viel. Bei meinem Broker zahle ich aktuell ca. 2,00 % p. a. vom Wertpapiervolumen. D. h. wenn ich das Papier drei Monate halte, macht dies 0,50% vom Handelsvolumen aus. Bei 1.000 EUR Handelsvolumen sind das eben mal 5 EUR. Hinzu kommen An- und Verkaufspesen – sog. Round-Turn – macht bei Consors mehr als 0,5%. Bei meinem Broker entspricht dies 0,20%.

Ihrer Meinung bzgl. der Gefahren des „Leerverkaufens“ kann ich mich nur anschließen. Ich hätte hier liebend gerne ein anderes Beispiel auf der Long-Seite gezeigt, aber aufgrund der aktuellen Marktsituation macht dieses Beispiel Sinn.

Vom Papiertraden halte ich wenig, um nicht zu sagen gar nichts. Das Thema ist, dass man nur durch schmerzhafte Erfahrungen wirklich lernt. Es müssen ja nicht sofort die großen Einsätze sein. Wenn ich etwas neues ausprobiere, gehe ich nur mit minimalem Kapitaleinsatz ran, um zu sehen, ob das wirklich funktioniert.

Von Aktien-Zertifikaten oder auch von Optionsscheinen lasse ich meistens die Finger. Einmal sind die Volumina oft sehr gering und die Spreads sehr weit gestellt, so dass sich das für mich nicht wirklich rentiert. Moneymanagement und Chance-Risiko-Verhältnis sind natürlich immer Grundvoraussetzung, da haben Sie völlig recht.
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Saturday, June 2, 2012 8:06:39 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Noch ein Hinweis in eigener Sache:

In Kooperation mit Lenz & Partner AG werde ich am Wochenende 23./24.06.2012 ein Seminar halten.

Gegenstand dieses Seminars ist u. a. wie man auf bestimmte Werte aufmerksam wird, die für ein Investment interessant sein könnten. Dabei werde ich auch auf das Thema Solarwerte als Beispiel eingehen. Es wird aufgezeigt: Wie komme ich darauf, dass die Solarbranche zum Scheitern verurteilt war. Wann bin ich dort mit Leerverkäufen eingestiegen. Warum bin ich mit Leerverkäufen eingestiegen.

Interessant war bei vielen Solarwerten die wunderbaren charttechnischen Verkaufssignale, die diese generiert haben. Problematisch ist bei den deutschen Solarwerten der enge Markt gewesen, der es nahezu unmöglich machte, bedeutend große Positionen hier aufzubauen. Auch hierauf werde ich im Rahmen des Seminars eingehen.

Viele Anwender meinen ja, sie müßten dann mit Optionsscheinen oder Zertifikaten in diesen Werten agieren. Davon halte ich persönlich wenig. Auch dies werde ich in diesem Seminar begründen, da ich den Vorteil habe, das Optionsscheingeschöft aus Sicht eines Anlegers und eines Händlers zu kennen. Tai-Pan ist hier eine wertvolle Hilfe, um hier abzuwägen, ob überhaupt der Einsatz von Derivaten in Frage kommt. Die Mehrzahl der Anwender - wage ich einmal zu behaupten - wissen gar nicht, welche wertvolle Hilfe Tai-Pan insbesondere in Verbindung mit Derivaten bieten kann. Hierauf werde ich - wenn gewünscht - vertieft eingehen.

Die angesprochene Variante benutze ich bspw., um rentable ETFs ausfindig zu machen. Viele ETFs kratzen an der Substanz und bei einer Seitwärtsbewegung verliert der Anleger an diesen ETFs zwangsläufig - ein Umstand, der wenigen Anlegern überhaupt bewußt ist. Ich werde in diesem Seminar auch begründen, woran dies liegt.
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