Thomas Bopp hat im Traders Forum eine mit Tai-Pan 16 erstellte Gold-Analyse veröffentlicht und uns freundlicherweise zu Verfügung gestellt: Feinunze Gold - eine Jahresprognose, vielleicht…Das neue Jahr kommt immer näher und jetzt bekommt man aus allen Analystenstuben dieser Welt wieder Prognosen für die nächsten zwölf Monate geliefert. Ist es wirklich so einfach, so etwas zu erstellen? Kann man sich darauf verlassen?
Ich will hier einmal ein Beispiel zur Feinunze Gold liefern, welches zeigt, dass es doch nicht so einfach ist, wie es scheint.
Werfen wir einen Blick auf
Abb. 1:
Der Envelope-Chart zeigt mehrere Sachen:
• ein bestehenden Abwärtstrend
• ein Supertrend-Indikator auf Verkauf, erst über 1168 Punkte ist eine Trendwende in Sicht
• ein türkises, erstes Kursziel, welches erreicht wurde
• ein zweites Kursziel bei 980 USD pro Feinunze, dessen Erreichung noch aussteht
Vier Punkte in einem Chart, die jeden dazu bringen könnten auf eine Trendfortsetzung nach unten unter 1000 USD zu verweisen. Fast eine klare Sache, aber auch nur fast!
Abb. 2 zeigt den saisonalen Chart, der zeigt, wieso es „fast“ heißen muss. Bei 1120 USD pro Feinunze wurde eine Konsolidierungsformation nach unten verlassen. Die untere, parallele, braune Linie wurde nicht erreicht. Jetzt sieht man eine Bodenbildung und zum 22. Dezember besteht wieder einmal die Chance, dass es saisonal zu einem Boden kommt, gefolgt von Kursgewinnen bis zum 23. Februar 2016. Allerdings haben meine Untersuchungen gezeigt, dass man sich auf die Saisonalität nicht immer verlassen kann. Gerade dieser Chart zeigt ein Beispiel. Geradewegs, als es zum Kursrutsch unter die blaue Aufwärtstrendlinie ging und der Short-Einstieg sich empfahl, kam Schwung in die positive Saisonalität und es sollte damals eigentlich Richtung Norden gehen. Man muss also auch dieses Mal darauf vorbereitet sein, dass es nicht so kommt, wie es soll. Nichtsdestotrotz würde Stärke im gelben Metall darauf hinweisen, dass die Saisonalität doch korrekt ist. Hierzu habe ich die blaue waagerechte Linie bei 1090 eingefügt. Diese Linie muss überschritten werden, dann wäre der Boden komplett, die Saisonalität korrekt und man darf mit weiteren Kursgewinnen bis in den Bereich von mindestens 1139 USD rechnen. Kommt es nicht zu diesem Ereignis, darf Gold weiter fallen, muss es aber nicht.
Abb.3 zeigt den
Three-Line-Break-Chart.
Dieser zeigt Trendwenden im Metall der Götter. Die Signale waren bis auf wenige Ausnahmen immer gut. Nur schlecht ist, dass es diesmal nicht so läuft, wie üblich. Mit dem Anstieg auf 1085 USD pro Feinunze wurde ein Trendwendesignal nach oben generiert, welches in den letzten Wochen wieder nach unten aufgelöst wurde. Erst ein Anstieg über 1085 wird aus dem momentan zu sehenden Verkaufs-Signal ein neues Kaufsignal machen. Man könnte sagen, die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos!
Laut Saisonalität darf es nach oben gehen, laut den angesprochenen Punkten im Wochenchart abwärts. Der Three-Line-Break-Chart zeigt ebenfalls ein Verkaufssignal. Die Jahresprognose 2016 sagt: Abwärts unter 1000 Punkte ist das Ziel, ohne wenn und aber!
Doch Stopp, denn so einfach ist es diesmal wirklich nicht. Wir haben noch keinen Blick auf die COT-Daten geworfen! In
Abb.4 sehen Sie die
COT-Daten grafisch aufbereitet.
Für uns wichtig sind die roten Zonen. Die kommerziellen Marktteilnehmer halten grundsätzlich in allen Märkten das Zepter in der Hand. Am Goldmarkt soll die Schmuck-Industrie als Käufer auf, während die Goldminen grundsätzlich immer auf der Verkäuferseite zu finden sind. Bis zum Jahre 2013 gab es nur sehr selten bullische Hinweise anhand des roten COT-Indikators. Danach kam es des Öfteren zu einem bullischen Zeitbereich, an dem man mit wenig Risiko long gehen konnte. Ich habe diese Zonen gelb markiert, in denen die Commercials Hinweise auf einen Boden im gelben Metall ergaben. Man muss wissen, dass dieser rote COT-Indikator im Gold in den letzten zehn Jahren noch nie oberhalb der Nulllinie war, d.h. dort wo der grüne und der blaue Indikator momentan zu finden sind. Schon eine Annäherung an die Nulllinie ist mehr oder weniger bullisch.
Momentan ist das seit 2013 das vierte Mal, dass die COT-Daten äußerst bullisch sind! In den letzten drei Fällen stieg Gold immer mehr als 100 USD.
Soll man nun auf einen Kursanstieg oder auf einen Kursrutsch setzen? Für jede Richtung gibt es gute Argumente.
Der versierte Trader wartet da einfach ab und lässt den Markt entscheiden. Ich habe die entsprechenden Marken bereits zwischen den Zeilen genannt. 1090 USD auf der Oberseite würde eine Long-Position empfehlen, während ein Kursrutsch unter 1050 USD eine Trendfortsetzung in Richtung runder Zahl bei 1000 bedeuten würde und demzufolge eine Short-Position anzudenken ist. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass Gold sich noch einige Zeit zwischen diesen Marken hin und her bewegt, aber zumindest im Jahresverlauf sollte eine der Linien gebrochen werden. Das untere Ziel liegt bei 980 USD pro Feinunze, das obere Ziel bei ca. 1139-1190 USD.
Nehmen Sie bitte diese Analyse als Beispiel, wie sie selbst vorgehen sollten. Gute Jahresprognosen beinhalten immer mehr als einen Chart oder nur Fundamentaldaten. Je weiter eine Prognose in die Zukunft reichen soll, desto höher ist die Fehleranfälligkeit. Sollte eines der beiden Ziele irgendwann in den nächsten 2-4 Monate erreicht werden, muss dann neu analysiert werden. Erst dann kann man anhand des neuen Chartbildes eventuell weitere Kurszielzonen ausarbeiten oder nicht.
Autor: Thomas Bopp
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