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Aktuelle Situation an den Kapitalmärkten – aktuelles Beispiel Kursverfall der Commerzbank Optionen
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Wednesday, November 23, 2011 1:55:23 PM
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Beiträge: 353

Tai-Pan End-of-Day
Der gestrige Kursrückgang der Commerzbank kam für mich nicht überraschend und stellt für mich nur die Spitze des Eisberges dar, was noch auf uns zukommen wird. Natürlich lädt ein niedriger Aktienkurs wie bei der Commerzbank viele Anleger dazu ein, die Aktie zu kaufen. Die Bank hat aber mit massiven Problemen zu kämpfen, mit internen und externen Problemen.

Die internen Probleme wären gleich genannt: Hier handelt es sich hauptsächlich um die Integration der Dresdner Bank. Auch in „normalen Zeiten“ – ohne Finanzkrise – wäre die Bank mit einer Fusion in dieser Größenordnung einige Jahre beschäftigt, um wieder zur Normalität zurück zu kehren. Die Fusionen der ehemaligen Bayerischen Vereinsbank und Hypo-Bank zur HypoVereinsbank oder der Banque National Paris (BNP) und Paribas zu BNP Paribas seien hier nur als Beispiele genannt.

Die EU-Bankenaufsicht verdonnert nun die 70 größten Banken Europas, ihre Kernkapitalquote bis Juni 2012 auf 9% zu erhöhen. Um die Kernkapitalquote zu erhöhen, hat man als Unternehmen zwei Möglichkeiten: Entweder man besorgt sich neues Eigenkapital bspw. über eine Kapitalerhöhung oder man schrumpft die Bilanzsumme so lange ein, bis eine Kernkapitalquote von 9% unter dem Strich heraus kommt.

Da die Commerzbank beim aktuellen Aktienkurs kaum die Möglichkeit hat, sich neues Kapital über eine Kapitalerhöhung zu beschaffen, gab die Bank bereits vor etwa zwei Wochen bekannt, dass man nur noch Darlehen in Deutschland und Polen neu vergeben bzw. verlängern wolle. 30 Mrd. EUR „risikogewichteteter Aktiva“, wie es im Bankenjargon heißt , müßten abgebaut werden. Ein Großteil dieser „risikogewichteter Aktiva“ dürfte auf von der Bank vergebene Darlehen entfallen - sprich gekündigt werden. Zum Vergleich: Die Finanzverbindlichkeiten von Siemens und RWE betragen jeweils ca. 20 Mrd. EUR. Ihr Ziel kann die Bank insbesondere durch die Kündigung kurzfristiger Kreditlinien erreichen.

Was bedeutet dies aber für die Wirtschaft?

Wenn Banken gezwungen werden, ihre Kreditvergabe einzuschränken, bleibt dies nicht ohne Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Unternehmen werden gezwungen sein, Einsparungen vorzunehmen, sei es in der Lagerhaltung oder bei Investitionen. Unternehmen, die weniger gut da stehen werden ein Existenzproblem bekommen, vor allem, da hier die Banken als erstes mit Kreditkürzungen beginnen werden.

Die Commerzbank trifft es im Moment als erste Bank, die solche Maßnahmen ergreifen muss. Doch sie dürfte mit Sicherheit nicht die letzte Bank sein, die hiervon betroffen ist. Mit Blick nach Italien, Spanien und Frankreich dürfte es hier in nächster Zeit einige Banken mit dieser Problematik noch treffen. Dies würde wiederum mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Kreditklemme führen und auch das Aus für einige Unternehmen bedeuten. Ferner trägt dies nicht zum Vertrauen der Banken untereinander bei, sondern verschärft die Lage noch.

Während aktuell die Statistiker und Politiker immer noch wie gebannt auf die Wirtschaftszahlen und Konjunkturdaten schauen, die allesamt vergangenheitsbezogen sind, müßte klar sein, dass wir uns auf einen Wirtschaftsabschwung einstellen sollten.

Obwohl viele Aktien im Moment günstig bewertet erscheinen, stehe ich mittel- bis langfristig auf der Verkäuferseite. Wenn die Entwicklung der Wirtschaft massiv gestört wird – und alle Anzeichen sprechen aktuell dafür, dass sich dies in naher Zukunft in keiner Weise ändern wird – dann war dies in der Vergangenheit immer schlecht für Aktien
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Friday, November 25, 2011 2:21:45 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Inzwischen folgen weitere Banken dem Beispiel der Commerzbank. Die HypoVereinsbank gab bekannt, sie wolle bis 2015 ihr Kreditvolumen um 20 Mrd. EUR zurück fahren. Bis 2015 bedeutet nicht automatisch, dass man dies innerhalb von vier Jahren tätigen wolle, sondern dies wird wohl viel schneller geschehen.

Welche Untnerhemen wird es besonders treffen?

Insbesondere wird es natürlich Unternehmen mit hohen Kapitalbedarf treffen - hier fallen mir spontan Handel und Luftfahrtgesellschaften ein. Lufthanse hat bereits bekannt gegeben, bis auf Investitionen in die Flugzeugflotte alle weiteren Investitionen auf Eis zu legen, um Kreditherabstufungen vorzubeugen.

Aber insbesondere wird es Unternehmen treffen, die schlecht finanziert sind und/oder eine schlechte Gewinn/Kostenstruktur aufweisen. Dies stimmt mich sehr bedenklich, denn hier fällt mir zu aller erst die Automobilzulieferbranche ein. Diese Branche ist im allgemeinen durch einen hohen Kapitalbedarf und einer sehr sensiblen Gewinnstruktur gekennzeichnet. Kreditkürzungen und das Erwirtschaften von Verlusten, würde diese Unternehmen in eine gnadenlose Abwärtsspirale bringen, da sich dann die Bonität dieser Unternhemen deutlich verschlechtern würde. Einige - villeicht sogar auch viele - Automobilzulieferer würden das nicht überleben. Dummerweise sind in dieser Branche hauptsächlich Großbanken mit Kreditzusagen engagiert. Durch Konkurse von Automobilzulieferern werden zudem die Logistikströme der Automobilhersteller deutlich gestört, denn diese werden von heute auf morgen nicht sofort auf andere Zulieferer zugreifen können. Wenn man bedenkt, dass etwa jeder zehnte Arbeitsplatz in Deutschland von der Automobilbranche abhängig sein soll, möchte man gar nicht weiter denken, wie sich dies auf die deutsche Wirtschaft auswirken wird. Dies betrifft natürlich nicht nur Deutschland, sondern dieses Beispiel ist auf andere europäische Staaten übertragbar, die über eine industrielle Struktur verfügen.

Die immer noch zufrieden aussehenden Wirtschaftszahlen dürften sehr bald nur noch Makulatur sein.
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Tuesday, December 13, 2011 1:26:55 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Die ersten Auswirkungen der aktuellen Krise kann man bereits absehen. Wie der "Spiegel" berichtet, scheint die Drogeriekette Schlecker mit massiven Finanzierungsproblemen konfrontiert zu sein. Die börsennotierte Baumarktkette "Praktiker" scheint ebenfalls mit schwerwiegendsten Problemen zu kämpfen.

Alle Unternehemen, die schlecht finanziert sind und deren Geschäftskonzept nicht langfristig ausgelegt ist, werden immer mehr Probleme bekommen. Zudem wird die Konjunktur deutlich nachlassen und immer mehr Unternehmen mit schlechten Finanzierungsstrukturen und keiner langfristig ausgelegten Strategie, die auch eine Durststrecke erlaubt, werden zunehmend Existenzprobleme bekommen.

Ein Unternehmen, das weiterhin starke Probleme bekommen wird, ist aus meiner Sicht der Metro-Konzern. Die beiden Marken Kaufhof und real stehen immer wieder zum Verkauf zur Disposition. Zum Gesamtergebnis des Konzerns tragen beide Marken nur wenig bei und sind die Sorgenkinder des Konzerns. Die Cash-cows sind die beiden Marken Saturn und Media-Markt. Inzwischen sieht sich der Metro-Konzern bei diesen beiden Marken aber mit einem starken Ertragsrückgang konfrontiert, teils bedingt durch verstärkte Käufe der Kundschaft im Internet. Die Kapazitäten dieses Konzerns wurden in der Vergangenheit durch die ständige Zunahme des Konsums in Europa dermaßen aufgebläht, dass eine dauerhafte Aufrechterhaltung dieser Kapazitäten - bei Umsatzrückgängen - sehr kostspielig wird. Bei einer Verschärfung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und einem damit verbundenen Rückgang des Konsums, wird es eine Herkules-Aufgabe für das Management werden, diesen Konzern profitabel zu halten. Dies gilt aber nicht nur für Metro, dies gilt auch für andere Einzelhandelskonzerne - spontan fällt mir hier die französische Carrefour ein.

Weiterhin fällt auf, dass einige Großkonzerne sich bereits auf einiges Ungemach vorbereiten. Eine Deutsche Telekom räumt innerhalb des Konzerns massiv auf. Die großspurigen Träume eines Ron Sommers, der über 20 Mrd. EUR für eine UMTS-Lizenz bezahlte und unbedingt in das US-Geschäft einsteigen mußte, versucht man nun händeringend zu bereinigen. Auch ganze Management-Hierarchien werden in diesem Unternehmen gekappt. Ähnliches beobachtet man derzeit bei E.ON. Hier werden Konzernstrukturen massiv gestrafft.

Sollte man im Moment wirklich mit dem Gedanken spielen, Aktien erwerben zu wollen, sollte man bestimmte Branchen meiden. Hierzu zählen aus meiner Sicht die Einzelhandelswerte. Generell würde ich weiterhin Aktien meiden. Würde man mit einem Aktienkauf dennoch liebäugeln, sollte man auf Unternehmen setzen, die aktuell ihre Hausaufgaben machen oder bereits gemacht haben und über eine solide Bilanz und eine solide Kostenstruktur verfügen.
Wilhelm Zacher
Geschrieben: Friday, January 6, 2012 1:11:24 PM
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Tai-Pan End-of-Day
Die EZB hat noch im Dezember reagiert und den Banken Mittel zur Verfügung gestellt, um einer möglichen Kreditklemme vorzubeugen. Gleichzeitig werden die Banken dazu gedrängt, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. In dieser Kombination ein guter Schritt, wie ich meine.

Die italienische Bankgruppe Unicredit muss nun gewaltig Federn lassen und kommt mit ihrer geplanten Kapitalerhöhung mächtig unter Druck. Über unter 40% des geplanten Aktienkurses können die neuen Aktien nur platziert werden. Die Unicredit ist nicht irgendeine Provinzbank in Italien, sie gehört immerhin zu den zehn größten europäischen Banken. Dadurch wird klar, in welcher verzwickten Lage die Banken aktuell sind. Sie können aufgrund der Mißwirtschaft der vergangenen Jahre nur sehr schwer Eigenkapital einsammeln, sind aber dazu verdammt, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken. Vielleicht lernen die Banken etwas daraus und besinnen sich wieder auf ihr Kerngeschäft, anstatt renditeträchtige, aber im Grunde wertlose "Wundertüten" zu erwerben. Es wäre absolut wünschenswert!

Während die große Unicredit - wie Siegfried mit dem Drachen - um eine neue Kapitalerhöhung kämpft, wird inzwischen die bankrotte Dexia höschstwahrscheinlich komplett verstaatlicht. Meines Erachtens wird das noch lange nicht die letzte Bank sein, die verstaatlicht werden wird - im Zuge der Krise werden hier noch einge Banken folgen, auch für weitere deutsche Banken halte ich das nicht ausgeschlossen. Bei einer Verstaatlichung eines Unternehmens, verlieren die Aktionäre sämtliche Rechte und gehen in aller Regel völlig leer aus.

Die Euro-Krise wird uns noch weiter beschäftigen. Ich persönlich rechne in den kommenden Monaten mit einer Verschärfung der Krise. Die Krise ist aber meines Erachtens lösbar. Natürlich werden die Medien wie die wild aufgescheuchten Gänse über jede Regung bei einer Verschärfung der Krise berichten und es werden wieder jede Menge sogenannter "Experten" vor die Bildschirme gezerrt, die uns dann erklären werden "es gab noch nie eine Währung, die defacto länger als 50 Jahre existierte" oder mein Spitzenreiter in meiner Zitate-Hitparade: "Deutschland hat bei weitem mehr Schulden als Griechenland, also steht Griechenland gar nicht mal so schlecht da!" Diese sogenannten "Experten" sollten sich einmal mit der Geschichte des US-Dollars oder des britischen Pfundes beschäftigen, bevor sie solchen Blödsinn in aller Öffentlichkeit los lassen und obendrein dafür auch noch bezahlt werden.

Der US-Dollar bspw. existiert weit über 200 Jahre, das englische Pfund deutlich länger und beide haben unzählige Herrscher, Kriege und Wirtschaftskrisen nahezu unbeschadet überlebt. Es kann also nicht davon die Rede sein, dass eine Währung oder ein Finanzsystem nicht länger als 50 Jahre existierte. Auch wenn viele Volkswirte oder "Experten" die Abschaffung des Gold-Standard-Systems als Änderung des Finanzsystems ansehen, war es doch mehr nur eine Anpassung an das bestehende Finanzsystem, denn die Währugnen sind ja alle geblieben. Im Lauf der Zeit erfolgten zwar einige Ab- bzw. einige Aufwewrtungen, aber diese Auf- oder Abwertungen hatten wir auch in den 90-er Jahren bei vielen Währungen und es war - aus meiner Sicht - eine Korrektur des bestehenden Finanzsystems, aber keine Neuschaffung eines Finanzsystems.

Die Chancen, den Euro wieder auf Erfolgskurs zu bringen, sind meines Erachtens vorhanden. Allerdings müssen dann die Hausaufgaben von den Regierungen gemacht werden. Dummerweise kommen hier einigen Regierungen dieses und nächstes Jahr Wahlen in die Quere. Die wichtigsten Wahlen im EURO-Raum sind hier im April/Mai 2012 die Präsidentschaftswahlen in Frankreich und die Bundestagswahlen 2013. Da fällt es schwer, vorher wichtige unpopuläre Maßnahmen zu treffen.

Zahlen zur Konjunktur- und Wirtschaftsentwicklung
Kurz vor Weihnachten wurde von seiten der Bundesbehörden kleinlaut erklärte, dass eine bestimmte Gruppe von Arbeitslosen, die über 58 Jahre alt sind, nicht mehr in den offiziellen Zahlen der Arbeitslosen enthalten sind. Dadurch werden natürlich die Arbeitslosenzahlen besser dargestellt, als sie tatsächlich sind. Es fällt auf, dass viele Konjunktureckdaten gar nicht mehr veröffentlicht werden oder sehr viele geschönt werden.

Offensichtlich ist das bei der offiziellen Inflationszahl, um nur ein Beispiel zu nennen. Vor zehn Jahren wurde der Euro eingeführt. Die offizielle durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland liegt seitdem um 2%. Vergleichen Sie doch einmal, was vor zehn Jahren ein Stück Butter, ein gleichwertiger PkW oder ein Ziegelstein gekostet hat und was dies heute kostet. Nach der offiziellen Inflationsrate kommt man heute - nach zehn Jahren - auf eine Preissteigerung von 25%. Halten Sie diese Preissteigerung wirklich für glaubwürdig?

Anders sieht es dann bei reelen Wirtschaftszahlen aus:
Alcoa, der größte Aluminiumproduzent der Welt gab die Drosselung seiner Produktion bekannt. Um ganze 12% wolle man seine Kapazitäten drosseln. Ein Werk wurde sogar geschlossen. D. h. das Management richtet sich auf einen deutlichen Konjunkturrückgang ein. Diesen Zahlen messe ich deutlich mehr Gewichtung zu als den vielen offiziellen Zahlen, wie Industrieproduktion und Auftragseingängen, da sich ein Management immer mit den mittelfristigen bis langfristigen Konjunkturaussichten auseinander setzen muss, um im Wettbewerb stand zu halten.

Fazit:
Die Euro-Krise halte ich noch nicht für ausgestanden und rechne mit weiteren Turbulenzen. Die Euro-Krise wird weiter für starke Turbulenzen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten sorgen. Die Euro-Krise ist aber - aus meiner Sicht - keine unlösbare Aufgabe, wird aber noch ihre Opfer fordern.

Die Wirtschaftsvorboten deuten weiterhin auf eine Abkühlung der gesamten Weltwirtschaft hin.
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