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Gestern wartete die Aktie des Küchenherstellers Alno mit einem fulminanten Kurssprung auf. Die Aktie stieg um mehr als 30%.
Was war der Hintergrund? Alno gab bekannt, dass die vorläufigen Halbjahreszahlen sehr gut aussähen, man eine Umsatzsteigerung im Vergleich zum vorherigen Quartal verbuchen konnte und das EBITDA deutlich gesteigert hätte. Sogar davon, dass eine Trendwende für das Unternehmen geschafft sei, konnte man lesen.
Grund genug, dass viele Anleger nun auf diesen Zug aufspringen und auf eine weitere deutliche Kurserholung spekulieren. Börsenbriefe überschütten sich aktuell darin, Alno als Halteposition oder gar Kaufempfehlung auszusprechen. Viel Holz für den Durchschnittsanleger sich darüber Gedanken zu machen, wieviele Alno-Aktien man nun kaufen könnte.
Dann noch diese "niedrige" Marktkapitalisierung mit knapp unter 50 Mio. EUR. Da kann doch gar nichts schief laufen - so denkt der Durchschnittsanleger und wird noch durch die Börsenbriefe in seiner Argumentation bestärkt.
Und die Börsenbriefschreiber, was denken die? Wir müssen unbedingt etwas schreiben! Alno darf man nach solch einer Kurssteigerung nicht außer Acht lassen. Wenn die Aussagen tatsächlich zutreffen, dann sehen wir mit einer Verkaufsempfehlung eher dumm aus. Also, schreiben wir kaufen oder halten. Kaufen, dann lesen die Käufer unser Blättchen regelmäßig. Verkaufen, das bringt keine Abonennten.
Und wad denke ich? An allen Börsen wurde gestern ein lächerlicher Umsatz von ca. 1,8 Mio. EUR gehandelt. Ein Umsatzvolumen, das bestimmte Marktverhalten relativ leicht macht.
Bei der Meldung handelt es sich lediglich um vorläufige Zahlen und nicht um endgültige Zahlen. D. h. diese Zahlen können bis zum Vorlegen der endgültigen Zahlen immer noch anders ausfallen! Harte Fakten wurden überhaupt keine präsentiert, sondern nur ganz vage Aussagen, die sehr schön formuliert wurden. Ein positives EBITDA für ein Quartal ist nur interessant, wenn es vergleichbar ist. Leider erlebt man in der Praxis zu oft bei kriselnden Unternehmen, dass die Abschreibungen in ein anderes Quartal verlegt werden oder einfach aufgrund eines hohen Investitionsstaus weggefallen sind. Sondereffekte, wie Restrukurierungskosten werden bewußt nicht aufgeführt und ebenfalls in andere Zeiträume verlegt, nur um positive Zahlen zu belegen.
Bei Alno muss man ganz klar feststellen: Das Unternehmen befindet sich in einem Existenzkampf und wird nach wie vor extreme Probleme haben, dauerhaft zu überleben. Die dauerhafte Finanzierung des Unternehmens sehe ich als sehr gefährdet an und die Ertrags- und Kostenstruktur wird in der aktuellen Form dauerhaft so nicht mehr tragbar sein.
Alno ist aber keine Ausnahme. Die Fahrradfabrik MIFA AG ist ebenfalls ein Turn-around-Kandidat. Wer sich mit der Bilanz des Unternehmens beschäftigte, konnte frühzeitig feststellen, dass das Unternehmen nicht erst seit gestern in ernsteren Schwierigkeiten steckt. Auch hier kommt für mich eine Turn-around-Spekulation keinesfalls in Betracht. Auch diesem Unternehmen traue ich keine nachhaltige Trendwende zu.
Bitte beachten Sie, dass es sich hier lediglich um meine eigene Meinung handelt. Sie müssen für Ihre Investmententscheidung eigene Schlüsse ziehen und dürfen sich nicht auf meine Meinung blind verlassen. Auch ich irre mich häufig genug.
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Kompliment Herr Zacher, da lagen Sie sehr gut mit Ihrer Einschätzung.
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Blackswan schrieb:Kompliment Herr Zacher, da lagen Sie sehr gut mit Ihrer Einschätzung. Danke, hier muss man abwarten, was kommt. Ich sehe das Unternehmen sehr skeptisch und würde in andere Unternehmen investieren als in Alno. Hinterher wissen wir dann alle, ob das tatsächlich richtig war. Warten wir es ab!
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