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Die aktuelle Entwicklung in Nahost könnte in den nächsten Wochen weiter in den Mittelpunkt des Börsengeschehens rücken.
Was ist aktuell passiert?
Vorgeschichte: Die Stürze der Diktatoren Saddam Hussein im Irak und Muammar el Ghaddafi in Lybien, sowie die Instabilität in Ägypten und der Bürgerkrieg in Syrien haben die Region nicht nur destabilisiert, sondern auch ins Chaos gestürzt. Dieses unkontrollierte Chaos ist Nährboden und Anziehungspunkt radikaler Kräfte, die sich seit längerer Zeit im ungesetzlichen Niemandsland austoben.
Aktuelle Situation: Während Nordsyrien und der Nordosten des Irak bisher als unkontrolliertes Niemandsland radikaler, unkontrollierter Freischärler-Verbände galt, wartete die internationale Presse diese Woche mit einer bestürzenden Nachricht auf: Diese bisher als undiszipliniert und unkontrolliert agiernd geltenden Verbände nahmen im Handstreich die zweitgrößte Stadt des Irak - Mosul - ein und marschieren nun auf die Hauptstadt Baghdad zu, um diese ebenfalls in ihre Hand zu bekommen.
Urplötzlich wird klar, dass es sich hier um keine wild vagabundierenden Chaoten mehr handlen kann, sondern dass hier mit militärischem Kalkül operiert wird. Anders hätte man Mosul in so kurzer Zeit nicht einnehmen können. Dies ruft natürlich die USA auf den Plan und hier insbesondere das Militär. Glaubt man unbestätigten Berichten, dann werden sogar Optionen bzgl. eines gemeinsamen Vorgehens mit dem Iran geprüft.
Hintergrund: Die Ölfelder von Kirkuk und Mosul gehören immer noch zu den bedeutendsten Erdölvorkommen der Erde. Aber es geht nicht alleine um diese Erdölvorkommen. Der rasche militärische Vorstoss der ISIS auf Mosul und nun auf Baghdad gefährdet nicht nur die Erdölvorkommen im Irak, sondern noch viel schlimmer: Er ist eine ernstzunehmende Existenzbedrohung auf die patriarchische Ordnung der Herrscherhäuser am Golf, wie Saudi-Arabien, Kuwait, Qatar, VAE und auch des Oman.
Was passiert, wenn diese Ordnung durcheinander gerät? In einer Region, in der rund die Hälfte der Weltölreserven liegen. Geraten diese Ölreserven zum großen Teil in den Einflussbereich militanter, radikaler Kräfte, schädigen diese Kräfte die gesamte industrialisierte Welt durch eine deutliche Verknappung des Rohöls.
Es gilt daher, diese Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten zu beobachten, da sie enormen Einfluss auf die Börsenentwicklung haben kann.
Für die Menschen in dieser Region hoffe ich, dass dieses Chaos schnellstmöglich enden wird und sich bald wieder friedlichere Zeiten einstellen mögen.
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Hallo,
na ja, die Situation stellt sich ja wohl hauptsächlich wegen der Nicht-Unterstützung der irakischen Suniten für die Irak-Regierung dar.
Nun weiss man aber, dass die Mehrzahl der Iraker Chiiten sind (nur im Norden wohnen hauptsächlich Suniten). Der Iran ist auch chiitisch und wird es wohl kaum zuulassen, dass wenige tausend sunitische Kämpfer gegen 300-tausend Soldaten der irakischen Armee (wenn auch viele davon Suniten sind, insbesdondere im Norden Iraks) einen vollständigen Sieg feiern werden.
Ach so, die Amerikaner wollen das wohl auch nicht.
Aber solche Schlagzeilen sind natürlich immer für Börsenkorrekturen gut. Allerdings nicht, weil diese Kämpfe für die restliche Welt ein so großes Problem darstellen, sondern, weil damit dem normalen Anleger Angst eingejagt werden kann. Ich will mal nur auf einen Fernsehbericht verweisen, indem die Rede von Kämpfen an den Grenzen von Europa die Rede war (Wirklich! Eigentlich eine trottelige Aussage, aber sie zeigt Wirkung bei denen, die nicht nachdenken wollen).
Also schauen wir mal in Ruhe, wie sich das Ganze weiterentwickelt. Panikmache sollten wir hier nicht betreiben (Wir haben nichts davon im Gegensatz zu einigen Medien)
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Roland Werth schrieb:Hallo,
na ja, die Situation stellt sich ja wohl hauptsächlich wegen der Nicht-Unterstützung der irakischen Suniten für die Irak-Regierung dar.
Nun weiss man aber, dass die Mehrzahl der Iraker Chiiten sind (nur im Norden wohnen hauptsächlich Suniten). Der Iran ist auch chiitisch und wird es wohl kaum zuulassen, dass wenige tausend sunitische Kämpfer gegen 300-tausend Soldaten der irakischen Armee (wenn auch viele davon Suniten sind, insbesdondere im Norden Iraks) einen vollständigen Sieg feiern werden.
Ach so, die Amerikaner wollen das wohl auch nicht.
Aber solche Schlagzeilen sind natürlich immer für Börsenkorrekturen gut. Allerdings nicht, weil diese Kämpfe für die restliche Welt ein so großes Problem darstellen, sondern, weil damit dem normalen Anleger Angst eingejagt werden kann. Ich will mal nur auf einen Fernsehbericht verweisen, indem die Rede von Kämpfen an den Grenzen von Europa die Rede war (Wirklich! Eigentlich eine trottelige Aussage, aber sie zeigt Wirkung bei denen, die nicht nachdenken wollen).
Also schauen wir mal in Ruhe, wie sich das Ganze weiterentwickelt. Panikmache sollten wir hier nicht betreiben (Wir haben nichts davon im Gegensatz zu einigen Medien) Ich widerspreche Ihnen in Ihren Aussagen, Herr Werth, und zwar ganz energisch! Das hat nichts mit Panikmache zu tun, sondern ist eine nüchterne Analyse. Diese aktuelle Situation kann die Börsen nachhaltig beeinflussen und ist in meinen Augen brandgefährlich. Insbesondere dann, wenn die ISIS-Truppen tatsächlich vor Baghdad auftauchen und die Stadt heftig attackieren werden. Tikrit liegt nicht weit weg von Baghdad weg und ist bereits von der ISIS eingenommen worden. Bei den Westallierten (USA und Verbundeten) herrscht bereits riesige Aufgeregtheit und die wird in den nächsten Tagen noch mit Sicherheit zunehmen, denn offensichtlich ist man auf diesen Fall nicht vorbereitet.
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Hallo,
so wie ich bereits schrieb: Das ist immer gut für eine Korrektur an den Börsen. Aber um die Weltwirtschaft wirklich nachhaltig zu beineflussen braucht es schon mehr.
Ich denke, wir sollten die weitere Entwicklung abwarten bevor wir uns darüber die Köpfe zerbrechen und es hier nur zerreden.
Widersprechen alleine reicht halt nicht, sondern es muß dann auch die entsprechende Entwicklung eintreten (Also soetwas wie eine Recession). Eine Börsenkorrektur allein reicht dazu nicht aus. Denn von einer Koorektur an den Börsen wird schon seit Monaten sehr intensiv gesprochen. Und da die Indices fast alle neue Hochs gemacht habem, wird diese Korrektur irgendwann eben kommen. Das liegt aber nicht an den Kämpfen im Irak (Siehe letzten Irakkrieg, als der losging, stiegen die Börsen exorbitant an und zwar über Jahre).
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Hallo Herr Zacher,
ich bin völlig Ihrer Meinung.
ich glaube das ist schon lange kein regionaler Konflikt mehr. Die Radikalisierung findet schon seit Jahrzehnten statt, und zwar nicht nur zwischen Sunniten und Schiiten. Wer das klein redet, hat wahrscheinlich solche Länder noch nie besucht und ist immer noch der Meinung, die USA hätten den letzten (dritten) Golf-Krieg gewonnen.
In dem Zusammenhang möchte ich das Buch "Kampf der Kulturen" von Samuel P. Huntington erwähnen, erschienen erstmals 1996, also nach Ende des kalten Kriegs. Und in dem Zusammenhang muss das auch verstanden werden.
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Hallo Herr Kinzel,
das sehe ich genauso. Das ganze Ding fängt an im ehemaligen Sowjetreich im süclichen Kaukasus bis an die Grenze der Mongolei, zieht sich weiter über die Pulverfässer Afghanistan und Pakistan und geht dann weiter bis nach Nordafrika.
All diese Länder - mit Ausnahme des Iran und der Türkei - sind aktuell politisch absolut instabil und das ist das große Problem. Viele dieser Länder habe ich noch als Rucksacktourist bereist und habe seit jeher eine gewisse Affinität zu all diesen Ländern und ihrer Kultur. Mir hat immer Peter Scholl-Latour gefallen. Er hat all diese Länder so beschrieben, wie ich sie zum Großteil selbst erlebt habe. Ob das der Überwachungsapparat im Irak oder Syrien war oder die Schockstarre des öffentlichen Lebens durch die Qat-kauende Bevölkerung im Jemen war.
Aktuell wird alles in dieser Region in Frage gestellt, was noch vor ein paar Jahren in Stein gemeißelt war. Egal, ob es Herrscher, Grenzen oder Gesetze sind. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Grenzen in dieser Region fast überall nichts anderes als gerade Striche sind? Die ganzen arabischen Länder wurden 1916 durch das Sykes-Picot-Abkommen zwischen Frankreich und Großbritannien tatsächlich mit dem Lineal geschaffen. Der Irak besteht bspw. an und für sich aus drei Ländern: Im Norden ein Kurdengebiet, das heute souverän ist und durch die Bundesregierung als erstes Land als souveräner Staat anerkannt wurde. Im Süden - ein großes Gebiet um Basra, das schiitisch geprägt ist udn der riesige Mittelteil, der sunnitisch geprägt ist. Dazwischen alle möglichen Einflüsse und jeder beansprucht irgendein Gebiet nochmals für sich selbst.
Fragen Sie bspw. einen Armenier, einen Türken oder einen Kurten nach dem Van-See in der Türkei, wird Ihnen jeder dieser drei Volksgruppen beschwören, dass der Van-See von je her armenisch bzw. türkisch bzw. kurtisch war und die entsprechende andere Volksgruppe dort nur geduldet würde. Für unsere heutige deutsche Generation ist es unvorstellbar, darüber zu diskutieren, ob Elsass-Lothringen an Deutschland angegliedert werden müsse. Darüber diskutiert heute kein Mensch mehr. In den Ländern des Nahen Ostens wird es aber überall weiter gegeben, welche Gebiete man beansprucht und das ist immer aktuell.
Die ISIS hat sich aktuell gegen den syrischen Ableger der el-Qaida in Syrien, der al-Nusra, durchgesetzt. Da die ISIS in Syrein ca. 50 km bis 100 km östlich von Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens steht und nun noch Mosul im Irak eingenommen hat und Richtung Baghdad marschiert, kommt der ISIS ein gewisser Märtyrer-Status zu Gute und der Zulauf zur ISIS dürfte durch diesen Siegeszug beträchtlich sein. Alle möglichen Araber-Führer haben versucht der "Führer aller Araber" zu werden. Angefangen vom Ägypter Nasser über Saddam Hussein - und teilweise von Haffez el Assad und Muammar el Ghaddafi. Nur - die ISIS scheint hier aktuell dieses Vakuum ausfüllen zu können, wenn hier nicht alsbald gehandelt wird - und das haben die Westalliierten erkannt.
Im Arabischen gibt es das Wort "Suria", was mit Syrien übersetz wird. Es wird auch oft von "As-Sham" gesprochen, was umgangssprachlich Damaskus bedeutet. Man muss aber schon genau hinhören, denn oft wird mit diese beiden Vokabeln "Großsyrien" gemeint. Großsyreien umfaßt die Staatsgebiete des heutigen Syrien, des Libanons, Jordaniens, Israels und weite Teile des heutigen Irak.
Der Führer der ISIS - el baghdadi - spricht von einem großsyrischen Kalifat, das er errichten will. Die völlig unmotivierten irakischen Soldaten und Polizisten werden die Isis wohl kaum aufhalten. Auch nicht die schiitischen Milizen aus dem Südirak. Was mich - und offensichtlich auch die Militärs der westlichen Welt - verblüffte, war die Tatsache, dass die ISIS eine Stadt wie Mosul im Handstreich nahm. Dazu gehört ungemeines militärisches Geschick. Und das heißt im Klartext: hier sind Profis, keine Amateure am Werk.
Gelingt es nicht die ISIS aufzuhalten und nimmt diese Baghdad tatscählich ein, dann wird es kritisch. Denn haben sich diese Truppen erst einmal in Baghdad dauerhaft festgesetzt, bekommt man diese nicht mehr so schnell dort heraus. Und dann werden diese Truppen immer mehr zulauf bekommen.
Von Baghdad nach Kuwait und Saudi-Arabien ist es nicht mehr allzu weit. Bekanntlich haben beide Länder wenig oder überhaupt keine militärische Schlagkraft. Damit könnte die ISIS zur ernsten Bedrohung dieser reichen Länder werden.
Dieses Thema habe ich lediglich eröffnet, um auf diese aktuelle Situation hinzuweisen. Diese Entwicklung kann sich sehr schnell beschleunigen und zu einem Dauerthema an der Börse werden - muss es aber nicht werden!. Dieses Thema wird je nach Entwicklung, die Börsen mehr oder weniger belasten können.
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Das Thema ISIS zusammen mit Ukraine und Israel-Gaza-Konflikt hat nun an den internationalen Börsen eine Korrektur ausgelöst. Die USA sehen sich immer mehr gezwungen hier einzugreifen. Optionen hierfür gibt es mehrere. Hauptziel wird es sein, die ISIS nachhaltig zu schwächen bzw. deren Führung stark zu treffen, wenn nicht sogar zu eliminieren.
Im Ukraine-Konflikt ist nicht damit zu rechnen, dass Putin nachgeben wird. Auch die EU und die USA werden hier nicht allzu schnell nachgeben. Positiv ist hier aber anzumerken: Die Fronten sind hier nicht aboslut verhärtet, wie das in den Konflikten des Nahen Ostens der Fall ist. Früher oder später wird es daher ein Einlenken in diesem Konflikt geben.
Für mich stehen insbesondere die Konflikte Russland/Ukraine und USA/ISIS im Vordergrund. Eine Entspannung in diesen Konflikten wird sicherlich noch dauern. Die Börsen werden das aber dann bereits im Vorfeld antizipieren.
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