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Vorsicht September! Optionen
Ralf Goerke
Geschrieben: Friday, August 30, 2013 4:17:17 PM
Gruppen: Kunde

Beiträge: 29

Vorsicht September!

„Buy in May – and stay!“, lautete die Überschrift zu dieser Kolumne vor genau drei Monaten Ende Mai. Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die Börsenregel „Sell in May and go away“ dieses Jahr einmal keine Gültigkeit besitzt. Der Grund lag in dem historisch niedrigen Zinsniveau und der allgemein guten technischen Verfassung der meisten Aktienmärkte weltweit.

Bis zum Ende der letzten Woche konnte der DAX in diesen drei Monaten auch noch 0,8 Prozent zulegen. Allerdings hat die jüngste Schwäche an den Börsen das Gesamtbild doch inzwischen ziemlich verhagelt. Seit Ende Mai gaben die 50 wichtigsten Börsen weltweit um durchschnittlich 2,4 Prozent nach. Insbesondere die asiatischen Börsen trugen zu diesem hohen Durchschnittsverlust in besonderem Maße bei, da sie zum Teil prozentual zweistellig verloren.

Die Befürchtung einer Eskalation im Nahen Osten und ein gleichzeitig stetig steigender Ölpreis drücken auf die Stimmung der Börsianer rund um den Globus. Außerdem hat das Zinsniveau – gemessen an der Umlaufrendite – von 1,17 Prozent per Ende Mai auf aktuell 1,55 Prozent zugelegt. Das ist zwar nur ein Anstieg auf niedrigem Niveau, aber es ist ein Anstieg des Zinsniveaus.

Wie stellt sich nun vor diesem Hintergrund die aktuelle Situation an den internationalen Börsen dar?


Abb. 1: Verhältnis bullisher u. bärischer Indikatoren i. d. internationalen Indizes

Fast könnte man schon sagen, dass pünktlich zu Beginn des statistisch schwächsten Monats des Jahres, die Börsen wieder anfangen zur Schwäche zu neigen. Dies zeigt die Abbildung 1 in anschaulicher Weise. Sie vermittelt Ihnen einen kompletten Überblick über die Verfassung der 50 wichtigsten internationalen Indizes auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht. Dabei ist die Fristigkeit von links nach rechts sortiert. Die drei linken Säulen dieses Balkendiagramms geben Ihnen ein Eindruck davon, wie viele Indizes derzeit auf kurzfristige Sicht ein bärische Tendenz (rot) und wie viele Indizes weltweit derzeit noch eine bullishe Tendenz (blau) haben. Dieses Verhältnis hat sich in den letzten Tagen deutlich zu Gunsten der Bären eingebtrübt. Der Rot-Anteil hat stark zugenommen. Das ist ein erstes Warnsignal, da sich bei einer allgemeinen Verschlechterung des internationalen Aktienklimas natürlicherweise zuerst die kurzfristigen Indikatoren verschlechtern.

Die vier Säulen rechts zeigen das Verhältnis bullisher und bärischer Tendenzen auf mittel- und langfristige Sicht. Hier haben wir noch einen Überhang der Bullen (blau), wenngleich auch hier in den letzten Tagen der Rot-Anteil in den einzelnen Säulen zugenommen hat. Für den Anleger bedeutet das, dass das allgemeine Risiko, in Aktienanlagen investiert zu sein, zuletzt gestiegen ist und dass Bestände mindestens abzusichern, wenn nicht aus Sicherheitsgründen sogar ganz abzubauen sind.

Ein Blick auf die Entwicklung der Relativen Stärke in den einzelnen Indexgruppen bestätigt diesen Eindruck.


Abb. 2: Entwicklung der Relativen Stärke einzelner Indexgruppen, 2 Jahre

In der Abbildung 2 erhalten Sie einen Überblick, wie die Relative Stärke der einzelnen Indexgruppen in den letzten zwei Jahren verlaufen ist. In dieser Abbildung sind Indizes nach ihrer Zugehörigkeit zu den Börsen der Industrienationen, der Emerging Markets (Schwellenländer) und den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) zusammengefasst. Aus ihren jeweiligen Kursverläufen wurde eine durchschnittliche Relative Stärke ermittelt und diese in einer farbigen Linie dargestellt.

Deutlich ist zu erkennen, dass schon vor Monaten das Momentum in den Emerging Markets (rote Linie) durch den Schwellenwert (horizontale Linie bei 1,0) nach unten gefallen ist. Dies zeigt, dass sich diese Indexgruppe seit geraumer Zeit nur noch unterdurchschnittlich entwickelt. Insbesondere aber sind es die Börsen der BRIC-Länder (grüne Linie), die schon seit langem eine besondere Schwäche an den Tag legen. Ihre Relative Stärke liegt schon seit April 2012 fast ununterbrochen unter den anderen Linien. Es sind nur noch die Börsenindizes der Industrienationen (blau), die im Durchschnitt noch über ein positives Momentum verfügen. Allerdings ist auch hier klar zu erkennen, dass ein Unterschreiten des Schwellenwertes nicht mehr in weiter Ferne liegt. Denn in allen Bereichen ist das Momentum, also die allgemeine Schwungkraft in den Börsen, zuletzt klar nach unten gerichtet. Auch die schwarze Linie, die den Durchschnitt aus all den anderen farbigen Linien bildet, verläuft schon seit Monaten unterhalb des Schwellenwertes. Diese Grafik vermittelt zurzeit alles andere als ein Signal der Stärke in der internationalen Börsenlandschaft.


Abb. 3: Die 25 wichtigsten internationalen Indizes in einem Stärke-Diagramm

Wie verhalten sich nun die 25 wichtigsten internationalen Indizes in puncto „Relative Stärke“ und in puncto „Trendstärke“? Eine Antwort darauf finden Sie in der Abbildung 3. Hier werden den einzelnen Indizes farbige Markierungspunkte zugeordnet. Die vier deutschen Teilindizes haben gelbe Markierungspunkte, die US-Indizes orange, europäische Indizes blau, asiatische rot und BRIC-Börsen sind lila gefärbt. Je höher die Relative Stärke des Index, desto weiter rechts liegt die Anordnung des Markierungspunktes in diesem Streudiagramm. Je höher die (bullishe) Trendintensität, desto weiter oben ist der Markierungspunkt angesiedelt. Der stärkste Quadrant liegt als oben rechts (dunkelgrün). Sie sehen selbst, dass es derzeit nur noch zwei der wichtigeren internationalen Indizes schaffen, diesen Quadranten einzunehmen. Immerhin befindet sich darunter der deutsche TecDAX und der österreichische ATX. Die Masse der Indizes ist im unteren Bereich des Schaubildes angesiedelt, womit sie sich in der Phase einer allgemeinen Korrektur befinden. Ein gesundes Aktienklima mit Indizes, die vor Stärke strotzen, sieht anders aus.

Fazit:
Die gängigen Börsenregeln wie „Sell in May and go away“ müssen nicht immer Gültigkeit haben. Genau so wenig wie die Tatsache, dass der Monat September jedes Jahr ein schwacher Börsenmonat sein muss. Es gab auch schon Jahre, da begann im September eine mehrmonatige Aufwärtsbewegung. Es kommt vielmehr immer auf die tatsächliche Verfassung der Märkte zu jenen Zeitpunkten an. Im aktuellen Fall ist die technische Verfassung der Märkte derart angeschlagen, dass wir dieses Jahr wieder mit einem eher schwachen Börsenmonat September rechnen müssen. Vorsicht ist also dieses Jahr eher angebracht. Von daher sollten Sie einfach mal von der Börse eine Pause machen, bis sich das allgemeine Bild wieder besser darstellt als jetzt Ende August.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter: www.momentumstrategie.de.
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