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Ralf Goerke
Geschrieben: Wednesday, November 2, 2011 5:34:38 PM
Gruppen: Kunde

Beiträge: 29

Goldener Oktober

Wer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100% mit guten, trendstarken Aktien bestückt, in der Baisse oder im Crash ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse.

„Crash-Stadium erreicht“ lautete die Überschrift dieser monatlichen Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor genau vier Wochen (s. Kolumne vom 30.09.). Das Fazit lautete damals: „Die hier vorgenommen Analysen verdeutlichen, dass sich die internationalen Aktienmärkten in langfristigen(!) Abwärtstrends befinden. Es müssen sich erst grundlegende Dinge an den Börsen ändern, ehe man von einer allgemeinen Trendwende sprechen kann. Von daher bleibt es bei meiner schon seit Monaten an dieser Stelle vertretenen Meinung: Keine Experimente – Finger weg von diesen Märkten!“

Was ist seither passiert? Nach Veröffentlichung der Analyse dauerte die Schwäche an den Märkten noch genau zwei weitere Tage an, so dass das (bisherige) Tief in vielen Indizes am 4. Oktober erreicht wurde. Seither ging es tendenziell aufwärts.
Im Durchschnitt fünfzig internationaler Indizes betrug dieser Anstieg bisher 9,1%! Man kann also mit Fug und Recht von einem „goldenen Oktober“ an den Börsen sprechen. Insofern war die an dieser Stelle abgegebene Empfehlung vor vier Wochen viel zu vorsichtig!

Indizes wie der argentinische MERVAL, der russische RTX oder der Dow Jones Transportation-Index konnten bisher ein Kursplus von ca. 20% für sich verbuchen. Nur der türkische Aktienmarkt musste einen Kursrückgang von fast 6% im Oktober hinnehmen. Insgesamt lag das Verhältnis der Gewinner- zu den Verliererindizes im zu Ende gehenden Monat bei 49:1. Die Erholung der Börsen nach den schweren Einbrüchen der Vorwochen zog sich also um den ganzen Globus.



Abb. 1: Monatliche prozentuale Veränderungen im DAX in den letzten 50 Jahren

Wie extrem die Ausschläge an den Börsen geworden sind zeigt sehr eindrucksvoll die Abbildung 1. Hier sehen Sie die monatlichen Veränderungen im DAX für den Zeitraum der letzten 50 Jahre.
Der beste Monat war bisher der April 2003 (Nr. 1). Damals konnte der DAX etwas über 21% zulegen. Sollte es bis kommenden Montag keine gravierenden Änderungen mehr geben, wird dieser Oktober bereits der zweitbeste Monat der letzten fünfzig Jahre im DAX sein (Nr. 2)!

Den stärksten Kurseinbruch verbuchte der DAX im September 2002 (Nr. 4). Damals verlor der deutsche Leitindex etwa 25%. Der Crash im Oktober 1987 führte zum bisher zweitschlechtesten Monat (Nr. 3). Der DAX büßte 22,5% ein. Der August dieses Jahres war mit einem Minus von ca. 20% aber schon der drittschlechteste Monat (Nr. 5)!

Bedenken Sie also bitte: Innerhalb von drei Monaten erleben wir sowohl den drittschlechtesten als auch den zweitbesten Monat der letzten fünfzig Jahre im DAX! Von „zu Tode betrübt“ bis „himmelhoch jauchzend“. Besser ist die an den Märkten herrschende Unsicherheit wohl kaum zu verdeutlichen. Ein solches „Hin und her“ in so kurzer Zeit mit diesen Ausmaßen hat es im gesamten untersuchten Zeitraum nicht gegeben.

Sind Prognosen ohnehin schon schwer genug, weil sie sich auf die Zukunft beziehen, so stößt man in derartigen Extrem-Phasen mit Vorhersagen ganz klar an seine Grenzen. Außerdem ist die Gefahr, dass man in solchen „Jojo“-Märkten auf dem falschen Fuß erwischt wird, ungleich größer als in Marktphasen, die in einigermaßen geordneten Bahnen verlaufen.

War’s das also? Die Frage drängt sich ja schließlich nach dem Kursfeuerwerk der letzten Tage förmlich auf. Mir persönlich drängt sich der Verdacht auf, dass wir eine Art „Befreiungsschlag“ gesehen haben, der aus der Erkenntnis resultierte, dass die politisch Verantwortlichen offenbar doch noch fähig sind, sich zu einigen und dann sogar gemeinsame Beschlüsse zu fassen. Nicht auszudenken, wenn es anders gekommen wäre…
Eine Lösung der Euro- und Schulden-Krise kann nicht gefeiert werden, denn ob die Beschlüsse greifen werden, weiß zurzeit niemand und wird erst die Zukunft zeigen. Eine gewisse Skepsis bleibt deshalb.

Schauen wir deshalb einmal auf den Aktienklima-Indikator (Abbildung 2).



Abb. 2: Aktienklima-Indikator, 3 Jahre

Die Erholung seit Monatsbeginn schlägt sich auch hier nieder. So konnte sich der Indikator von seinen Tiefstständen am 4. Oktober deutlich erholen und sogar über seine inzwischen wieder steigende gleitende Durchschnittslinie (GD) klettern (Pfeil A). Damit befindet sich das internationale Aktienklima im Stadium einer Bärenmarktrally – mehr nicht. Von einem gesunden Aktienklima mit einem Indikator und einem GD über dem Schwellenwert (1,0), sind wir noch weit entfernt. Selbst wenn wir also die Tiefstkurse schon gesehen haben sollten, würde es noch etliche Wochen dauern, bis sich das allgemeine Aktienklima nach diesem Modell wieder aufgehellt hätte.

Was zeigen uns die gleitenden Durchschnitte der wichtigsten Börsenindizes weltweit (Abbildung 3)?



Abb. 3: Relation gleitender Durchschnitte internationaler Indizes

Die Grafik untersucht das Verhältnis steigender und fallender gleitender Durchschnitte (GD) in den fünfzig wichtigsten internationalen Indizes. Eine steigende 200-Tage-Linie beispielsweise steht für einen Markt, der sich langfristig(!) in einem Aufwärtstrend befindet. Sie sehen also, dass von fünfzig internationalen Indizes immer noch 45 eine fallende 200-Tage-Linie haben. Auch bei den mittelfristigen 90-Tage-Linien hat sich das Verhältnis steigender und fallender GDs zueinander nicht wesentlich verbessert. Dies gilt auch für das Verhältnis von Gold- und Todeskreuzen zueinander.
Nur im kurzfristigen Bereich der 40-Tage GDs hat sich deutlich etwas getan – wen wundert’s?

Fazit:

Die Märkte befinden sich im Stadium einer Bärenmarktrally. Für eine generelle Trendwende fehlt noch der Hinweis auf positive Veränderungen auch in den langfristigen Indikatoren (z. B. 200-Tage-Linie).
Sowohl der Aktienklima-Indikator als auch das Verhältnis steigender und fallender GDs zueinander geben noch keine Entwarnung. Bleiben Sie also noch an der Seitenlinie.

Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter: www.momentumstrategie.de

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